Die Rendille

An der Südost Seite des Turkana-Sees leben die mit den Somali verwandten Rendille. Über ihren Ursprung berichtet ihre Legende. Ihr zufolge verirrten sich vor Jahrhunderten neun Somalikrieger beim Kamele hüten und gelangten so schließlich ins Gebiet der Samburu. Deren Stammesälteste erlaubten ihnen zwar die Hochzeit mit Samburufrauen - aber nur unter der Bedingung, daß die Somalikrieger dem Islam und ihren damit verbundenen Bräuchen entsagten - was sie prompt taten und so einen neuen Stamm begründeten, eben die Rendille. Heute leben die halbnomadischen Rendille mit ihren wenigen Milchkamelen teilweise in festen Siedlungen. Auf der Suche nach guten Weideplätzen für ihre großen Kamelherden sind Knaben und junge Männer mitsamt ihren mobilen Lagerstätten in ständiger Bewegung, während Schafe und Ziegen von den Mädchen gehütet werden.

Nahrung - Lebensweise
Das Kamel ist für alle Rendille, besonders deren vom Norden, das wichtigste Tier. Es gibt ihnen alles, was sie zum Leben brauchen: Milch, Blut, Fleisch, Haut und Knochen für Werkzeuge. Das mit Milch gemischte Blut ergibt ein ziemlich nahrhaftes und wohl-schmeckendes Getränk. Es bildet wirklich die normale Nahrung dieser Leute. In gewissen Abständen geschlachtete Kamele vervollständigen den Speisezettel der Rendille.

Riten und Feiern
Für die Feier ihrer Riten und Feste lassen sich die Rendille von einer Art Kalender leiten, der ihr Leben ungefähr in einem Siebenjahreszyklus ablaufen läßt. Das 7. Jahr gilt als heilig und segenbringend, aber die tatsächliche Feier hängt vom Regen ab, der nicht vorhersagbar ist. Anläßlich der Beschneidung der Jungen wird eine neue Altersgruppe gebildet, sie umschließt Jugendliche im Alter von 7 oder 8 Jahren. Aus diesem Grund hat der Stamm immer einen guten Nachwuchs an Kriegern, die fähig sind, den Stamm zu verteidigen und bereit sind, sich der Herausforderung des Hirtendaseins zu stellen. Während dieser Zeremonie wird der Altersgruppe ein neuer Name gegeben, aus diesem Grunde werden sich alle Beschnittenen dieser Gruppe mit diesem Namen identifizieren. Einige Jahre (bis zu 10 Jahren später) nach der Beschneidung wird der junge Mann in einem Ritus, Naabo genannt, in den Erwachsenenstand aufgenommen und erhält damit das Recht, den heiligen Platz, zu betreten. Eine Heirat schließlich bestätigt sein Erwachsensein. Diese Aufteilung in Altersgruppen betrifft nicht die Frau. Sie wird erwachsen durch die Beschneidung, die, wie bei den Samburu, Teil des Hochzeitsritus ist. Einige Frauen jedoch - genannt Sabade - heiraten erst im vorgerückten Alter (40 - 50 Jahre), da sie ihr Alter mit der Altersgruppe des Ehemannes verbinden müssen.

Hay, Sorio, Almado
Hay, Sorio und Almado sind spezielle Zeremonien oder eigene Riten, die von den Rendille bei bestimmten Anlässen vollzogen werden. Hay wird gewöhnlich bei Neumond gefeiert. Sehr viele Orientalen zählen das Neumondsfest zu ihren Riten. Diese Praxis ist wohl Jahrtausende alt, da wir bereits in den Psalmen lesen: „Stoßt in die Posaune zum Neumond und zum Vollmond am Tag unseres Festes“. Jeder „Gob“ versammelt sich in der Hütte des Familienoberhauptes, in der süßriechendes Holz und Blätter verbrannt und Milch in einer Kalabasse dargereicht wird. Aus diesem Anlaß wird ein Elfenbeinamulett aus der Schachtel genommen und mit ihm bezeichnet sich das Familienoberhaupt, die Familienmitglieder und alle Gäste unter Anrufen und Dankgebeten für den vergangenen Monat und Bitten für den kommenden. Als Zeichen des Ritus, der vollzogen worden ist, wird jeder an der Stirn mit Fett und roter Erde gesalbt.

Das Sorio dagegen ist ein wirkliches Opfer; Opfertier ist das Kamel. Die Feier fällt zusammen mit dem Frühregen. Das Blut des Kamels wird auf den Kopf jedes Tieres gegossen, das sich im Gob befindet. Auch die „Elders“ bezeichnen sich mit diesem Blut wie bei einer Art Segen. Almado ist eher ein Fest. Für die Rendille ist es der Anfang des neuen Jahres. Dasselbe Fest (mit dem gleichen Namen) findet sich auch bei den Gabra. Es dauerte einst bis zu 2 Wochen. Durch die unaufhörlichen Gebete der „Elders“ und aller, die Gott um Frieden und Regen bitten, nimmt es einen religiösen Charakter an. Bei dieser Gelegenheit dürfen auch Frauen und Kinder, um Milch in ein spezielles Gefäß zu gießen, den heiligen Ort „Naabo“ betreten. Almado ist auch die Zeit, in der das heilige Feuer entzündet wird. Geordnet nach Alter und Würde bringt man dieses Feuer in Prozessionen unter Blasen von Kuduhörnern in jede Hütte und bittet dabei um Segen und Frieden für alle, die daran teilnehmen.

Schmuck
Die Rendille haben - wie alle Wüstennomaden - eine besondere Vorliebe für jede Art von Schmuck. Sogar das Kleinste der Kleinen - obwohl nackt - hat wenigstens ein wunderbares kleines Halsband und eine Schnur mit einem großen Knopf um die Hüfte.

Schon kleine Mädchen fangen an, Bänder und Perlschnüre an ihrem Hals zu vermehren. Von einem bestimmten Alter an werden die Perlen unwahrscheinlich angehäuft, bis zu 30 und 40 Perlbänder um den Hals. Um die Schultern tragen sie eine Art Lederlatz, der ähnlich mit Perlen bestückt ist.

Am Hochzeitstag trägt die Braut das klassische Halsteil, das manche als Fruchtbarkeitshalsband ansehen. Es ist eine Kombination von Pflanzenfasern mit Perlen verziert, manche behaupten, daß sich in diesem Halsteil Steine eines naheliegenden heiligen Berges befinden.

Ein anderes spezielles Schmuckstück der Rendille ist das „Doqo“. Es ähnelt dem Kamm eines Hahnes und ist aus Haaren und Fasern hergestellt, beschmiert mit rotem Ocker und Fett. Während ihr erstes Kind heranwächst, trägt es die Frau mit Stolz.

Bei den jungen Kriegern bietet der Körperschmuck reichlich Platz für Phantasie, Halsbänder mit Perlen, Knöpfe, Schnüre, Tätowierungen, Farben usw. Darüber hinaus legen sie sich eine spezielle Haartracht zu. Pflanzenfasern, verwoben mit rotem Ocker und Fett, bilden eine Art Visier, das die Stirn vor der Sonne schützt und hinten frei in winzigen Fransen herunterhängt.

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