Die Turkana

In ethnischer Hinsicht sind die Turkana des nordwestlichen Kenya nomadische Nilo-Hamiten, die das Gebiet zwischen dem Turkana-See, im Osten, und dem Grabenbruch an der Grenze zu Uganda, im Westen, durchstreifen.

Das Volk der Turkana setzt sich zusammen aus den Nimonia, einen in den Waldgebieten lebenden Stamm, und den Nocuru, einen Stamm, der vorwiegend in der Savanna lebt. Beide Stämme sind in 20 Clans gegliedert, die sich „ategerin“ nennen und in einem übergeordneten Verband, dem „adakar“; lose zusammenleben. Jeder Turkana-Mann ordnet sich einer von zwei totemistischen Gruppen zu, entweder den „nimur“(Stein) oder den „neisai“ (Leoparden).

Die Turkana ernähren sich unter anderem von Fleisch und Blut ihrer Rinder. Kamele sind ein wichtiges Statussymbol, während Esel ausschließlich als Packtiere dienen. Schafe und Ziegen beenden ihr Leben als Mahlzeit für Gäste, Opfer bei Ritualen oder Dörrfleisch. Trotz der riesigen Fischmengen im Turkana-See, der nach ihnen benannt wurde, fangen die Turkana nur in Dürre- oder Hungerzeiten Fische.

Die traditionelle Wohnstätte der polygamen Turkana wird vom Familienoberhaupt, seiner Hauptfrau und deren Kinder bewohnt, während die jeweiligen Nebenfrauen mitsamt ihren Kindern wie auch verheiratete Söhne in eigenen, voneinander abgegrenzten Bereichen leben. Der Haupteingang einer Turkana-Wohnstätte ist immer gegen Osten ausgerichtet.

Der Turkana-Mann, traditionell ein Hirte und ein Jäger, ist außerhalb seines Heimes nur selten ohne seinen Speer, sein Messer und sein Schutzschild, aus Büffel-, Giraffen- oder Flußpferdhaut anzutreffen. Turkana-Frauen hingegen machen sich schön durch Armbänder und Ringe aus Messing oder Aluminium, sowie mit ihren schier überbordenden Mengen an Perlenschnüren.

Warum ließen die Turkana ihre Urväter, die Karamojong im Stich?
Eine uralte Legende berichtet davon, daß die Turkana Turkana-Ältester sich einst „Jie“ nannten, sich dann aber von ihnen trennten, um den Spuren eines eigensinnigen Ochsen zu folgen, der durch sein Fortlaufen eine Menge Leute mit sich zog. Einige identifizieren diesen eigenwilligen Ochsen als einen abenteuerlichen Führer, der begierig danach trachtete, aus diesen bedrückenden Kreis des Escarpments auszuscheiden. Tatsache ist, daß sie dem Ochsen bzw. Führer folgend, als neue Tribu ihren eigenen Weg gingen und sich seit dieser Zeit Turkana nennen, obwohl sie viele Sitten und Gebräuche der Karamojong beibehalten haben.

Statt der Beschneidung und der relativen Einweihung pflegen die Turkana den Brauch „Athapan“, aber nur für Männer. Das Durchstechender Ohrläppchen ist eine ganz normale Angelegenheit. Es ist sogar üblich, die Unterlippe zu durchbohren, um später Schmuckstücke daran zu befestigen.

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